Kisten Heisig schrieb 2009/2010 ihr erstes und zugleich letztes Buch „Das Ende der Geduld“ über die steigende Kriminalität bei Jugendlichen und wie man dieser entgegentreten kann.
Kirsten Heisig war bis zu ihrem Tod im Juli 2010 Jugendrichterin am AG Tiergarten und zuletzt zuständig für den Bezirk Neukölln/Nord.
Bereits zu Beginn des Buches „Das Ende der Geduld“ wird deutlich, dass deren Niederschrift für sie eine Herzensangelegenheit darstellte. Wer eine wissenschaftliche Abhandlung mit vielen Statistiken und tiefgreifenden Analysen bevorzugt, dem sei vom Lesen dieses Buches abzuraten. Vielmehr ist es lebensnah, praktisch und plastisch geschrieben. Heisig schildert dabei vor allem Fälle aus ihrer täglichen Arbeit und beruft sich auf ihre langjährige Berufserfahrung.
Zunächst gibt die Autorin einige Fallbeispiele – belegt mit ein paar Statistiken – in denen „kriminogische“ Faktoren, d.h. Straftaten begünstigende Lebensumstände, immer wiederkehren. Hierzu zählen z.B. Alkoholmissbrauch, Arbeitslosigkeit und Prügel im Elternhaus. Einhergehend mit der eigenen Perspektivlosigkeit führen diese dazu, dass die Jugendlichen häufig selbst alkohol- und auch drogenabhängig werden. Dabei stellen „harte“ Drogen keine Ausnahme dar. Diese lösen, so Heisig, Allmachtsfantasien und Unantastbarkeitsgefühle aus. Häufig würden dann Opfer zufällig provoziert und teilweise brutal zusammengeschlagen, wobei oft marginale Auslöser genügten, die in keinem Verhältnis zu den dann folgenden Gewaltexzessen stünden. Ein Grund für diese Verrohung sieht die Autorin auch in dem verbreiteten Konsum von Gewalt verherrlichender Rap-Musik.
Den größten Teil ihres Buches „Das Ende der Geduld“ widmet sich Heisig kriminellen Jugendlichen mit Migrationshintergrund, da diese auch den größten Teil der Intensivtäter ausmache. Sie beleuchtet dabei die Hintergründe und erklärt, dass es auch ein großes Problem sei, dass viele Täter die geltenden Gesetze und Regeln in Deutschland nicht akzeptieren und sich in allen Lebenssituationen darüber hinwegsetzen.
Heisig macht hierzu zahlreiche Vorschläge, was im Bereich der Präventionsarbeit getan werden kann und erklärt auch „ihr“ Neuköllner Modell.
Fazit: Abschießend kann ich sagen, dass das Buch „Das Ende der Geduld“ meine Sichtweise auf Jugendliche und deren Verhaltensweisen verändert hat. Viele Vorschläge von Heisig befürworte ich, sehe aber in einigen ein Problem bei deren Umsetzung. Denn hierfür müsste zunächst in den betroffenen Familien ein Umdenken und der Wille zur konsequenten Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen stattfinden.
Der Artikel wurde in der AdVoice 3/11 veröffentlicht. [PDF]